Warum bin ich Trauerrednerin?
Der Tod meines Vaters war der Zweite und bis zu diesem Zeitpunkt größte Verlust in meinem Leben sowie die erste Berührung mit der Organistion einer Beerdigung.
Das Vorgespräch mit der von der Familie engagierten Trauerrednerin war für mich ein ernüchterndes Erlebnis. Ich fragte mich, was dies wohl für eine Rede sein würde, die lediglich auf Informationen beruhte, die bereits jeder über meinen Vater wußte: Ehe, Kinder oder Beruf. Niemand fragte uns, was IHN ausmachte, was wir vermissen würden, was für ein Mensch er war. Niemand fragte uns, wie er seine Kinder geprägt hatte, welche Erinnerungen uns niemals verlassen würden und wie er als Vater war. Also schrieb ich meine erste kleine Trauerrede und erzählte frei aus der Seele warum er ein besonderer Vater war, wie wir miteinander sprachen, lachten oder auch manchmal schwiegen.
Ich stellte fest, dass ich mich sehr wohl in der Rolle der Rednerin fühlte, nicht nur, weil es um einen geliebten Menschen ging, sondern weil ich mit meinen Worten anderen Trost gab und Erinnerungen hervorbrachte, für die zuvor noch kein Platz war.
Für mich war in diesem Moment etwas geboren, was mich nicht mehr losließ....